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TWO PLAY
TO KNOW

Dritte Probe
5. Mai 2020 / Gewandhaus, Großer Saal


Die Two Play To Play Spielzeit 2019/2020 verläuft Corona bedingt etwas anders als geplant. Die dritte öffentliche Probe wurde zu einer geschlossenen Veranstaltung und die für den 1. Juni geplante Uraufführung um drei Monate verschoben. Wie Michael Schönheit und P. A. Hülsenbeck das plötzliche mehr an Zeit genutzt haben und wie der Stand der Dinge ist, davon berichtet P. A. Hülsenbeck im folgenden Interview.

Kannst du kurz berichten, wie die dritte Probe am fünften Mai für Euch verlief?

Die Probe liegt ja schon ein Stück zurück und ich musste tatsächlich in meinem Kalender nachschauen, um zu sehen, was um die Probe herum so geschehen ist. Corona ist geschehen und für uns waren die Corona bedingten Änderungen ein klein wenig von Vorteil, da wir länger als ursprünglich geplant Zugang zum Großen Saal hatten. Der Saal stand uns drei Tage am Stück zur Verfügung und das war für uns Chance und Gelegenheit, auf Details einzugehen und das Stück weiter auszuarbeiten. Die Woche darauf haben wir im Großen Saal Aufnahmen machen können. Das war nicht geplant, obwohl wir auf so eine Gelegenheit gehofft haben. Insgesamt war es eine seltsame Situation. Michael Schönheit und ich haben in diesem riesigen Saal, abgeschottet von dem Corona drumherum unser Ding gemacht, obwohl nicht klar war, ob die Uraufführung überhaupt stattfindet.

Ich hatte den Eindruck, dass ihr sehr schnell und sehr gut vorangekommen seit. Habt ihr Eure Arbeit bzw. Euer Werk begrenzen müssen im Sinne von ein Ende finden?

Dadurch, dass wir relativ schnell gemeinsame Grundpfeiler für das Werk festgelegt haben, sind wir gut vorangekommen. Die Pfeiler mussten verbunden und in einen Kontext gebracht und das dazwischen ausgearbeitet werden. Der arbeitsintensivere Teil in dem ganzen Prozess war der, dem ganzen Sinn zu geben, indem die einzelnen Teile zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügt werden. Es war kein Problem, ein Ende zu finden, da das letzte Stück von den insgesamt sieben Stücken das erste Stück war, das wir zusammen angegangen sind. Dieses letzte Stück habe ich schon vor Jahren angerissenen und jetzt hat es endlich im Rahmen der Zusammenarbeit seinen Sinn gefunden. Entstanden ist es auf einer Vermona E-Orgel, die bei mir zu Hause stand. Ich wusste allerdings nie, was ich mit dem Stück machen sollte. Als die Arbeit mit Michael Schönheit begann, war schnell klar, dass es in dieser Zusammenarbeit seinen Platz finden sollte. Michael Schönheit konnte es so weiter führen, dass es der Schuke Orgel und der Sache gerecht wird.

Wie sehr ist das Werk auf die Schuke Orgel zugeschnitten bzw. wäre es auf einer anderen Orgel gespielt auch ein anderes Stück?

Ich denke schon, dass unsere Arbeit auf die Schuke Orgel zugeschnitten ist. Michael Schönheit kann an dieser Orgel mit einer gewissen Leichtigkeit ganz bestimmte Klangfarben erzeugen, da die Orgel programmierbar ist und er sich seine Register zurechtlegen kann. Im Gegensatz dazu müssen an alten Orgeln, Hebel von Hand gezogen oder geschoben werden. Wir haben im Zuge der Uraufführung das Stück im Merseburger Dom, in dem Michael Schönheit Domorganist ist, an der Ladegast Orgel ausprobiert und unsere Musik wurde zu etwas anderem mit einem wiederum ganz eigenen Charme. Es kann also an einer anderen Orgel funktionieren, allerdings fühle ich mich im Großen Saal, in der Nähe der Schuke Orgel zuhause.

Der Rohbau des Stückes war relativ schnell fertig. In den Proben ging es überwiegend um das Abstimmen von Feinheiten. Wie schwierig war es für euch, vor Publikum zu proben?

Vor Publikum zu proben war, glaube ich für uns beide beängstigend. Wir haben vor kurzem darüber gesprochen und festgestellt, dass uns die öffentlichen Proben in unserer musikalischen Arbeit wahrscheinlich kaum beeinflusst, sie uns aber auf der persönlichen und freundschaftlichen Ebene ein Stück weit zusammengebracht haben. Für Künstler*innen ist es eine unangenehme Situation sich an einem Punkt, an dem Ideen kaum ausformuliert sind, bereits beobachten zu lassen. Andererseits hat es uns ein Stück weit geholfen, denn wenn Leute aufmerksam zuhören oder auch die Probe verlassen, bestätigt das einen.

Welche Gedanken/Gefühlen habt ihr aus der dritten Probe hinsichtlich der Uraufführung mitgenommen?

Wir sind beide sehr zufrieden mit dem Ergebnis, weil wir uns die Zeit, die wir zum Proben im Großen Saal gebraucht haben, nehmen konnten. Michael Schönheit und ich freuen uns sehr, dass die Zusammenarbeit und das Projekt mit der Uraufführung einen Abschluss findet, trotz der Pandemie bedingten schwierigen Situation.

Inwiefern beeinflusst eure gemeinsame Arbeit euer zukünftiges eigenständiges Schaffen?

Ich möchte zukünftig noch mehr mit Leuten zusammen arbeiten, die einen anderen Hintergrund mitbringen. Die Arbeit mit Michael Schönheit hat mich offener gemacht, da wir uns von Anfang an mit großem Interesse auf verschiedenen Ebenen ausgetauscht haben. Ich glaube, wenn eine Zusammenarbeit so gut verläuft, dann ist das zukünftige Schaffen davon beeinflusst und man geht offen und positiv in nächste Projekte.

Wie geht es für euch und das Ergebnis eurer Zusammenarbeit nach der Uraufführung weiter?

Ich hoffe, dass die Zusammenarbeit mit Michael noch weiter geht und nicht mit der Uraufführung endet. Ich weiß natürlich um Michaels Schönheits eng gestrickten Terminplan und bei mir ist es ganz ähnlich - ich hab dieses Jahr ein Label gegründet und nächstes Jahr, wenn alles gut läuft, noch eine weitere Veröffentlichung anstehen. Trotzdem möchten wir beide weitere Konzerte geben und Musik machen.