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TWO PLAY
TO KNOW

Portrait Konzert
28. November 2019 / Institut für Zukunft


Der diesjährige Gastgeber für das Porträtkonzert ist das Institut für Zukunft (IfZ). Ein Club der bekanntermaßen über eine großartige PA verfügt und einen Mainfloor aufweist, der auch ohne Orgel bereits sakral anmutet.

Das fehlende Instrument stellt das Bach Archiv zur Verfügung und so wird an einem frühlingshaften Donnerstag-morgen eine wunderschöne Truhenorgel am Institut für Zukunft angeliefert. Vom Vorplatz gelangt sie auf den mit 19 Grad wohltemperierten Mainfloor und wird platziert. Mit großer Genauigkeit widmet sich Herr Arendt die nächsten anderthalb Stunden dem Stimmen der Orgel, während um ihn herum Licht und Bestuhlung eingerichtet wird.

P.A. Hülsenbeck trifft am frühen Nachmittag ein, baut seine Technik auf und bringt einen entspannten Soundcheck hinter sich. Michael Schönheit erscheint am frühen Abend und nutzt die Zeit, um sich mit der Orgel und den Räumlichkeiten vertraut zu machen.

19.30 Uhr werden die Türen geöffnet und der Raum füllt sich mit ca. 100 Zuhörer*innen. Kurz vor acht haben alle einen Platz gefunden und nach einer kurzen Einführung in das Format beginnt der erste musikalische Teil des Abends mit Michael Schönheit. Ein souveräner und sichtlich enthusiastischer Gewandhausorganist nimmt das Publikum mit auf eine musikalische Reise durch die Geschichte der Orgelmusik des 18. Jahrhunderts, die gleichzeitig eine europäische Geschichte des Austausches ist.

Er beginnt den Abend mit Johann Sebastian Bachs »Pastorella BWV 590«, die aus vier Einzelstücken unterschiedlicher Entstehungszeit besteht. Diese folgen dem Vorbild süddeutsch-italienischer Pastoralkompositionen von Frescobaldi, Muffat oder Zipoli.

Es folgt ein Stück des französischen Komponisten Louis-Claude Daquin, der eine Reihe von Weihnachtsliedbearbeitungen veröffentlichte. Aus der Reihe »Nouveau Livre Noël s pour l'Orgue et Clavecin op. 2« stammt »Noël Suisse«, eine Melodie, die vermutlich durch Schweizer Landsknechte nach Frankreich gebracht wurde.

Das vorletzte Stück »Sonate C-Dur Op. 1, Nr.1« stammt von Franz Xaver Schnizer. Er war Organist im Benediktinerkloster Ottobeuren und spielte dort die berühmte, heute noch erhaltene Riepp-Orgel. In Ottobeuren komponierte er seine, durch die italienische Klaviermusik beeinflussten, sechs Orgelsonaten.

Mit Johann Christoph Friedrich Bachs Variationen von »Ah! vous dirai-je, maman« endet das musikalische Programm von Michael Schönheit, der in eindrucksvoller, sympathischer Weise Einblicke in sein Wissen, seine musikalischen Schwerpunkte und seine Persönlichkeit als Musiker gegeben hat.

P.A. Hülsenbeck betritt sein Set, das sich in unmittelbarer Nähe zur Truhenorgel befindet. Die Orgel versinkt im Dunklen und Michael Schönheit eilt zu seinem Platz. Die beiden Musiker haben sich musikalisch nicht aufeinander abgestimmt und so wird aus der Vorstellung für das Publikum auch eine Gegenseitige, die mit großem Interesse verfolgt wird.

P.A. Hülsenbeck erklärt einführend, dass er für diesen Abend eine 30-minütige Komposition mit dem Titel »Liminal Routine« geschrieben hat, die er erstmalig als Solokünstler, ohne schützende Bandformation, aufführen wird.

Nach dieser kurzen Einführung erbaut P.A. Hülsenbeck einen akustischen Raum aus modernen abstrakten Kompositionen und Beats, der in seiner Architektur cineastische Momente, mal anstrengend, mal ausschweifend, mal verspielt zulässt und doch immer der Klarheit der Komposition folgt. Wenn diese Arbeit das Ergebnis luminaler Routine ist, dann bleibt zu hoffen, dass sich P.A. Hülsenbeck des Öfteren in solchen Zuständen wiederfindet. Der Abend beweist ganz deutlich, dass sich vermeintliche, musikalische Gegensätze zur richtigen Zeit und am richtigen Ort auflösen. P.A. Hülsenbeck und Michael Schönheit haben sich an diesem Abend nicht nur mit großem Respekt vor der künstlerischen Besonderheit des Anderen vorgestellt, sondern auch gefunden. Die Suche nach gemeinsamen Antworten auf die Fragestellungen, die Two Play To Play innewohnen, hat somit offiziell begonnen. Mit der nächsten öffentlichen Probe am 18. Januar geht die Suche weiter.

Danke an die großartigen Menschen vom IfZ, ganz besonders an Krausi!