TWO PLAY
TO KNOW
Öffentliche Probe
11. April 2018 / Gewandhaus, Chorprobensaal
Gregor Meyer, der GewandhausChor und Martin Kohlstedt laden zur Probe Nummer 3 – die letzte öffentliche Probe der diesjährigen Spielzeit von »Two Play To Play«. Gregor Meyer nimmt sie zum Anlass, um bei der Begrüßung der Gäste auf die Uraufführung am 8. Juni hinzuweisen. Kurz darauf geht er ganz schnell in den Probemodus.
Der beginnt mit einem Warm-up des Chores. Sprechübungen werden durchgeführt, die richtige Geste für den Wechsel von synchronem und asynchronem Gesang wird gesucht und gefunden. Und schon fegt ein grollendes Crescendo über die Zuhörer*innen hinweg. Ein vielstimmig intoniertes »T« ergibt das Geräusch aufeinander schlagender Kieselsteine, das sich in einem summenden Ton auflöst. Martin steigt in den von Gregor Meyer als zweites System bezeichneten fünfstimmigen Satz ein und findet sich, aus einem zarten Klavierspiel heraus, in einem aufbrausenden Finale mit dem Chor wieder.
Das nächste Stück schließt sich ohne Pause an, der Chor verlinkt sich mit Martin, soll mehr Benzin auf den Tönen verbrennen, die gezogen und gepresst werden. Gregor Meyer fordert vom Chor, dass die letzten Töne die wichtigen sind – und explodieren sollen. Stichwort explosiv: Die Atmosphäre der dritten Probe hat sich geändert, ist intensiver, energetischer. Der Chorleiter tigert herum, das Publikum ist gespannt, angespannt und Martin Kohlstedt hoch konzentriert. Es ist beruhigend, dass die Sänger*innen des GewandhausChores, davon ganz unbeeindruckt, ihren Humor nicht verloren haben. Es wird gelacht – und es gibt Raum für Zwischenfragen und Anmerkungen.
Die in den ersten beiden Proben fragmentarisch angedeuteten Stücke nehmen nun Gestalt an und werden zum Teil komplett durchgespielt. Bekannte rhythmische Elemente wie das Sprechen, Klatschen, Stampfen finden sich mit Martins Klavierspiel zusammen und lassen ihm zugleich die Freiheit, die er braucht. Die sei ihm gegönnt, denn umgekehrt hält Martin minutenlang Tonfolgen am Klavier, auf die baut der Chor auf – nicht die schönste Übung für ihn. Aber eine, die dem Prinzip eines ausgewogenen Gebens und Nehmens folgt.
Am Ende der Probe liefert der Chor Martin eine summende Klangfläche, in die er seine Töne hereinfallen lassen kann. Diese ziehen ihre Kreise und die Zuhörer*innen in ihren Bann. Dann, kurz bevor man wegdriftet, fängt der Chor an zu lachen und die Probe Nummer 3 ist nach 90 Minuten so schnell vorbei, wie sie begonnen hat. Einige Rätsel gibt es noch zu lösen – über die Titel der Stücke wird im Nachgang wild spekuliert. Das ist allerdings nebensächlich – das System geht auf, es schiebt und fügt sich in Richtung Uraufführung zusammen.