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TWO PLAY
TO KNOW

Öffentliche Probe
24. Januar 2018 / Gewandhaus, Chorprobensaal


Die erste gemeinsame öffentliche Probe von Gregor Meyer dem GewandhausChor und Martin Kohlstedt findet im Chorprobensaal des Gewandhauses statt. 40 Gäste haben sich eingefunden und warten auf die Dinge, die da kommen werden – mit Blick auf ein prächtig illuminiertes Riesenrad, das auf dem Leipziger Augustusplatz steht.

Gregor Meyer begrüßt alle Anwesenden, erklärt kurz den Arbeitsstand und warnt davor, dass diese erste Probe möglicherweise etwas chaotisch verlaufen könnte. Wie sich im Laufe des Abends zeigen soll, ist diese Befürchtung völlig unbegründet. Martin Kohlstedt nimmt am Piano platz, der Chor singt sich kurz ein, Gregor Meyer ordnet den Sopran und schon geht es los. Die von beiden Musikern entwickelten fünf musikalischen Module werden zuerst separat von den entsprechenden Stimmgruppen gesungen und nach mehreren Durchläufen gemeinsam vorgetragen.

Der Chorgesang bildet dabei die akkordische Basis, innerhalb der sich Martins Spiel am Piano entwickeln kann. Es entsteht so innerhalb eines festgelegten Rahmens ein flexibler musikalischer Dialog, dessen Grenzen es auszuloten gilt. Eindrucksvoll erfährt man, wie es klingt, wenn 52 Sänger*innen flüstern, stampfen, klatschen, schnipsen, einen Sirenenalarm auslösen und auch mal aufstöhnen, wenn das alles in kurzer Abfolge zusammenkommt. Beeindruckend schnell und präzise folgt der Chor den Anweisungen ihres Chorleiters. Der erklärt, ganz nebenbei auch dem Publikum, dass man Töne wie Pizzateig ausrollen und kosmisch Atmen kann und das lange Noten Probleme bei einem pünktlichen Wechsel bereiten – immer!

Diese treffenden und gleichzeitig poetischen Beschreibungen von Zu- und Umständen findet in der Vertonung von Text ihren Höhepunkt. Denn Gregor Meyer greift hier auf Sprachfragmente zurück, die ein freies Assoziieren zulassen. Martin Kohlstedt, der wie das Publikum von der vielstimmigen Wucht des Chores sehr unmittelbar getroffen scheint, wird ab der nächsten Probe sein elektronisches Equipment einbauen, um diesen begonnen Dialog zu verdichten.

Am Ende des 90-minütigen Abends gibt es viel Applaus, aufgeregte Gesichter und eine nachlassende Anspannung bei Gregor Meyer und Martin Kohlstedt. Es gibt Sekt, weil jemand Geburtstag hat, viele Gespräche, die Erkenntnis, dass der Chorleiter zu wenig lobt – und ganz viel Neugierde auf die nächste öffentliche Probe am 14. März um 20 Uhr im Chorprobensaal des Gewandhauses.

Danke an Katharina Rosenkranz