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TWO PLAY
TO KNOW

Künstlergespräch
17. Januar 2019, Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig


Nach dem Porträtkonzert in der Distillery und der ersten öffentlichen Probe im Gewandhaus steht das Künstlergespräch ins Haus. Dies findet im Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig statt. Der Grund: Tahlia Petrosian und Stefan Streck haben als übergeordnetes Thema ihrer Zusammenarbeit die Spieluhr gewählt. Und das Museum für Musikinstrumente verfügt über einen bedeutenden Bestand an Musikautomaten und Musikwiedergabegeräten sowie über Wissenschaftler*innen, die sich enthusiastisch diesem Thema widmen.

Gute Voraussetzungen also, um über die Geschichte der mechanischen Reproduktion von Musik, über den Missing Link zwischen dem Lochkartencode von Notenrollen und Midi-Files und die Bedeutung von Interpretation und Interpreten zu sprechen. 40 Gäste haben sich im Festsaal des Museums für Musikinstrumente eingefunden und werden von Museumsleiter Prof. Dr. Josef Focht begrüßt. Dr. Heike Fricke geht in einem einleitenden Vortrag auf die Geschichte der selbstspielenden Klaviere ein, erläutert deren Funktionsweise sowie den Aufbau eines Lochkartencodes für Noten- und Klavierrollen, die als Toninformationsträger für selbstspielende Klaviere dienen.

Musikautomaten und Musikwiedergabegeräte erleben Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Blütezeit. Namhafte Komponisten und Pianisten spielen Stücke ein, die auf Klavierrollen ediert und durch Reproduktionsklaviere hörbar werden. Diese neue Art des Musikhörens entfacht einen Diskurs, der in seinem Ausdruck vielleicht antiquiert, aber nichts von seiner Aktualität verloren hat, geht es im Kern doch um die Frage, wer besser ist: Mensch oder Maschine. Frau Dr. Fricke gibt anhand von Zitaten zeitgenössischer Kritiker*innen und Musiker*innen einen Überblick über das Pro und Contra mechanischer Reproduktion von Musik – und damit den Startschuss für das gemeinsame Gespräch mit Tahlia Petrosian und Stefan Streck.

Moderiert wird der Abend von Jens Wollweber, der einen Bogen von Musikautomaten und Musikwiedergabegeräten und deren Auswirkung auf das Komponieren hin zum heutigen Verständnis des Musikmachens spannt. Tahlia Petrosian und Stefan Streck werden zu ihrer musikalischen Praxis befragt und erörtern unter anderem die Mechanik eines Orchesters und die Bedeutung des »Live«-musizierens.

Die Musiker*innen geben Auskunft über ihre Zusammenarbeit und darüber, wie das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher musikalischer Ansätze in der Praxis funktioniert. Das Prinzip der Spieluhr, als Leitgedanke der gemeinsamen Arbeit, wird noch einmal erklärt und mögliche, die Zusammenarbeit ordnende Systeme vorgestellt. Mit Blick auf die nahende Uraufführung geben sich die Beteiligten entspannt – die gemeinsamen Möglichkeiten werden weiterhin ausgelotet und getestet, die Rahmenbedingungen stehen.

Mit diesem Ausblick endet das Gespräch und Frau Dr. Fricke und Herr Holzmann laden alle Anwesenden zu einer interessanten, wenn auch sportlichen Führung durch das Museum. Frau Dr. Fricke stellt Exponate aus der Sammlung vor und lässt Automaten und ein selbstspielendes Klavier erklingen. Herr Holzmann geht in der Musikgeschichte ein Stück weiter zurück und verweist auf Raritäten und Besonderheiten der Sammlung.